unsere Geschichte
So richtig lässt es sich wohl nicht aufklären, wie der Fußball 1905 nach Büdingen kam. Verbürgt ist, dass es zunächst Schüler des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums waren, die sich auf verschiedenen „Plätzen“ in Büdingen zum Fußballspielen trafen. Ein Sport, der zu dieser Zeit noch ein wenig verpönt war und nur wenig Ansehen genoss. Es waren daher eher lose Gemeinschaften die sich auf verschiedenen Übungsplätzen, wie z.B. dem Hof der Hellerschen Druckerei in der Bahnhofstraße, oder aber auch in der Kellergasse, in der Altstadt oder im Großendorf, versammelten. Ebenfalls verbürgt ist der wohl erste offizielle Wettkampf, eben im Jahre 1905, den diese „Büdinger Gemeinschaft“ gegen die Schüler des Gymnasiums in Gelnhausen mit 1:0 gewannen. Erst im Jahre 1910 wurde aus dieser losen Gemeinschaft ein richtiger, alles umfassender, Verein, der sich Fußball-Club Kickers Büdingen nannte.
Noch immer gab es keine richtige Wettkampfstätte und man war gezwungen auf dem damaligen Tennis- und Eisplatz sowie auf verschiedenen Wiesen zu spielen, die von den jeweiligen Besitzern zur Verfügung gestellt wurden.
Im Jahre 1919 – nach dem ersten Weltkrieg – wurde dann der Fußball Club 1919 Büdingen begründet. Als Vereinsfarben wurden die Farben Schwarz-weiß (die Farben der Ysenburger) gewählt. Fürst Wolfgang, Fürst Karl und Prinz Dieter zu Ysenburg waren eifrige Mitglieder
und Förderer des Vereins.
1922 beschloss die Generalversammlung – unter Beibehaltung der Vereinsfarben Schwarz- Weiß – den Fußballclub in VfR Büdingen (Verein für Rasenspiele) umzubenennen.
1926 schließlich beschloss ein weitsichtiger Gemeinderat von Büdingen dem Verein das Sportgelände an der Bruchwiese zur Verfügung zu stellen. Anschließend brachte die Stadt Büdingen nicht unerhebliche Mittel auf, um diesen Platz wettkampfgemäß auszubauen. So entstand unter der Regie des damaligen Bürgermeisters Diemer wohl eine der -zu dieser Zeit – schönsten Sportstätten in Hessen.
In den folgenden Jahren erzielte der Verein große Erfolge: 1931 bis 1933 wurde er jeweils Kreismeister, 1935 wurde er Pokalmeister Oberhessen, 1940 Kreisjugendmeister, 1941 erneut Kreismeister und 1942 wieder Pokalmeister Oberhessen.
Nach dem zweiten Weltkrieg – 1945 – musste sich der Verein auf Anordnung der Alliierten in Kultur und Sportgemeinschaft 1945 umbenennen. Dieser Verein umfasste alle sporttreibenden Vereine in Büdingen, also auch die bereits 1860 gegründete Turnerschaft. Als dann die Turnerschaft wieder selbständig wurde, wurde auch der Fußballverein umbenannt. Seit 1946 hieß er nun Sportgemeinschaft 1905 Büdingen (SG 05). 1953 gründete sich innerhalb der SG auch eine Handballabteilung, die sich dann allerdings einige Jahre später (1968) ebenfalls ausgliederte und selbständig machte.
Der eigentliche Spielbetrieb setzte dann 1946 wieder ein und zugleich wurde die SG Büdingen Meister der A-Klasse (heute Bezirksliga). In den folgenden 6 Jahren gehörte die SG 05 der damals so genannten Bezirksliga Frankfurt-Ost an. Die Spiele fanden seinerzeit vor zahlreichen Zuschauern statt. Über 3.000 Zuschauer waren durchaus keine Seltenheit. Spiele gegen Eintracht Frankfurt – auf der Ebene des Hessenpokals – und Freundschaftsspiele gegen so etablierte und bekannte Vereine wie Viktoria Aschaffenburg, Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg und Borussia Dortmund fanden ebenfalls großen Zuspruch.
1953 stieg die Mannschaft dann in die A-Klasse ab um dann nach drei Jahren wieder in die Bezirksliga aufzusteigen. Damals die zweithöchste Amateurliga. 1958 wurde man dort sogar Vizemeister. Von 1956 an wurde die SG 05 dreimal hintereinander Kreispokalsieger.
Als ein besonderes Jahr in der Vereinsgeschichte wird wohl das Jahr 1957 in die Geschichtsbücher eingehen. Auf Initiative des damalige Vorsitzenden Philipp Mörschel wurde auf der Bruchwiese das damals erste Sportheim in Hessen gebaut. Zuvor hatte die Stadt Büdingen der SG den entsprechenden Bauplatz zum Eigentum überlassen.
In den folgenden Jahren machte sich die SG 05 Büdingen in der zweithöchsten Amateurliga einen guten Namen, bevor man erst 1964 wieder in die A.Klasse absteigen musste. 1962 erreichte man sogar die erste DFB Pokalrunde und schied letztlich mit einem 0:2 gegen den damals noch hochambitionierten FSV Frankfurt aus.
Schon 1965 folgte der erneute Aufstieg in die Bezirksklasse Gießen-Marburg und man erreichte einen einmaligen Rekord. Mit 25 Spielen ohne Niederlage wurde man Meister und stieg in die Gruppenliga (heute Landesliga) auf. Nach einem Jahr musste man wieder absteigen und spielte dann noch 2 Jahre in der Bezirksliga um dann wieder in die A-Klasse abzusteigen. Bereits 1972 gelang der erneute Aufstieg in die Bezirkslage. Die SG 05 spielte nun viele Jahre in der Bezirksliga bevor dann allerdings auch viele Jahre mit wechselndem sportlichem Erfolg folgten.
Diese gestalteten sich von 1990 bis zum 100jährigen Jubiläum 2005 wie folgt: 1990 bis 1993 Bezirksliga, 1993 und 1994 Kreisliga A, von 1994 bis 2002 Bezirksliga, 2003 bis 2004 Kreisliga A und 2004 wieder Aufstieg in die Bezirksliga.
In all den sportlich erfolgreichen Jahren war die gute Jugendarbeit der SG 05 Büdingen meist der Vater des Erfolges. Die allermeisten der dann so herausragenden Seniorenfußballer entstammten der eigenen Jugendabteilung. Es gab verschiedene Gründe, dass diese Arbeit, dieses „sich kümmern“ um die Jugendmannschaften, dann nicht mehr mit so viel Nachdruck verfolgt wurde. Ganz sicher ein wichtiger Grund für den sportlichen Niedergang. Auch, aber sicher nicht nur, bei der SG 05 Büdingen.
In der jüngsten Vergangenheit gab es, neben dem fehlendem sportlichen Erfolg, auch immer wieder heftige Turbulenzen im Vereinsleben. Nicht alle Vorstände waren den gestellten Aufgaben im vollen Umfange gewachsen. Dennoch ist jeder zu loben und wertzuschätzen, der sich in der heutigen Zeit ehrenamtlich betätig. Freilich haben sich auch die Zeiten geändert. Der Nachwuchs konnte nicht mehr in ausreichendem Maße rekrutiert werden, es fehlten Trainer und Betreuer. Die finanziellen Herausforderungen wuchsen und so wurde aus dem einstigen Vorzeigeverein für Oberhessen ein ganz normaler Fußballverein. War es in früheren Zeiten noch Idealismus, die Freude am Sport und der Stolz für „seine Stadt“, seine Gemeinde spielen zu dürfen, sind es heute oft andere Bedürfnisse und Gründe. >Wer am meisten zahlt bekommt die besten Spieler<. Verbundenheit zum Verein, zu seiner Kommune, spielt oft nur noch eine nachgeordnete Rolle. Eine Entwicklung, an der der Fußball ganz allgemein großen Schaden nimmt. Wird diese Art von Mannschaftssport, mit diesen Vorgaben, in den kleinen Vereinen auf Dauer überleben können?
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, allen Spielern, allen Vorständen sollte jedoch immer die Verantwortung bewusst sein, dass dieser Verein, die SG 1905 Büdingen e.V., sein Verein, vielleicht doch immer noch etwas Besonderes ist. Ein Verein mit einer herausragenden Tradition und mit enger Verwurzelung innerhalb der Kernstadt Büdingen.
Bodo Winter, Vorsitzender des Ältestenrates der SG 05 Büdingen